Kanne im Glück

Türkis, leicht und spritzig das bin ich,

und erzähl`euch nun was über mich:

 

Obwohl funktionell und in der Farbe keck,

erfüllte ich nicht allzu oft meinen Zweck.

 

Stand die meiste Zeit im Gartenhaus,

es besuchte mich höchstens mal `ne Maus.

 

Lieber hätt`ich den Garten als Deko geziert,

denn dafür hätte ich mich nicht geniert.

 

Stattdessen wartete ich versteckt und allein

Im besagten Gartenhaus. – So gemein!

 

Geträumt hab`ich jahrelang vom Giessen,

das erfüllte Leben einer Giesskanne zu geniessen…

 

vom dumpfen, sättigend herrlichen Klopfen,

wenn sie in meinen Bauch fallen, die Regentropfen

 

um sich anschliessend zu ergiessen durch meine Brause –

das gäbe meinem Dasein die gewisse Sause!

 

Statt für immer unbeachtet und ungebraucht zu darben.

Nicht einmal Kratzer von Dornen machten mir Narben.

 

Ich war sehr traurig und wollte grad beschliessen

mir mein Leben nicht länger zu verdriessen,

 

da kam ein Mädchen, nahm mich ohne Geplänkel

aus dem Gartenhaus an meinem schönen Henkel.

 

Ich merkte sofort, es war richtig…

Nun war ich endlich, endlich wichtig!

 

Konnte es kaum fassen,

diesen Schatten zu verlassen.

 

Sie nahm mich mit wie das grosse Los,

denn sie sammelte Giesskannen für den Meierhof!

 

Bin stolz, dass ich jetzt alle kann beglücken,

— Melanie Ventaglio, Meierhof