In der Nähe von Baden lebt der Zwerg Steinerli in einem grossen Wald. Seine Höhle befindet sich genau in der Mitte dieses Waldes, am Rande einer Waldlichtung. Steinerli lebt alleine in seiner Höhle, das gefällt ihm am Besten. Doch ab und zu kommen seine Zwergenfreunde zu Besuch und das ist dann immer ein riesiger Plausch! Da wird getanzt und musiziert, gelacht und gegessen – bis spät in die Nacht…
Am Häufigsten kommen die Freunde Meierli, Gässerli und Bächerli zu Besuch – mit diesen drei Zwergen verbindet Steinerli eine lange Freundschaft. Sie gingen zusammen in die Zwergenschule und erlebten viele lustige Abenteuer. In einer Vollmondnacht im Sommer sassen die vier Zwergenfreunde am Feuer und erzählten sich Geschichten von früher. Es war eine lauschige Nacht, der Wind blies sanft in die Blätter der Bäume. Ringsherum zirpten die Grillen und etliche Waldtiere waren in der Nacht unterwegs auf Futtersuche.
Plötzlich geschah etwas Seltsames: das Feuer fing an zu rauschen und pfeifen, es flackerte ein paar Mal sehr hoch, dann war alles wieder normal. Die vier Zwergenfreunde wunderten sich, keiner von ihnen hat je so etwas gesehen. Nach einiger Zeit entdeckten sie in der Mitte des Feuers einen kleinen, goldigen Gegenstand. Meierli nahm einen langen Stecken in seine rechte Hand und holte das goldene Ding aus der heissen Glut. Durch das Bewegen in der Asche glitzerte das Ding nun nicht mehr so schön, ausserdem war es zum Anfassen noch viel zu heiss. Als sie das graue schmutzige Ding endlich anfassen konnten, versuchten Steinerli und Meierli die Asche wegzuputzen. Sie holten aus dem kleinen Weiher in der Nähe einige Becher Wasser und polierten mit Blättern die Ascheschicht weg. Das graue Ding entpuppte sich als Vase – aber nicht als irgendeine, nein. Sie funkelte im Mondlicht schöner als alles, was die Zwerge je gesehen hatten! Sie war aus purem Gold und hatte wunderschöne feine Muster. Die vier Zwerge staunten lange über diese wunderschöne Vase, als sie einen feinen, ungewöhnlichen Duft wahrnahmen. Der Duft kam aus dem Inneren der Vase und wurde immer stärker. Gässerli bemerkte, wie sich in der Vase etwas bewegte. Erst waren nur wenige Stiele zu sehen, die immer grösser wurden. An den Stielen bildeten sich kleine Blätter und Knospen und der Duft wurde stärker, je mehr die Knospen sich öffneten. Solch schöne Blumen hatten die vier Freunde noch nie gesehen! In den verschiedensten Farben und Formen blühte es und der Duft war mittlerweile umwerfend.
Aus der goldenen Vase klettert ein klitzekleines Männlein. Es hatte ein schrumpliges Gesicht, trug einen grünen zerknitterten Hut und ein braunes Leinenkleidchen. Als er an der längsten Blume hochgeklettert war, setze er sich mitten auf die Blüte und schaute die vier Zwerge mit grossen Augen an. Er sprach: „Lieber Steinerli, Meierli, Gässerli und Bächerli! Ich bin durchs Feuer mit dieser goldenen Vase zu euch gekommen, um euch einen Wunsch zu erfüllen. Ihr seid schon so lange treue Freunde. Was wünscht ihr euch? Die vier Zwerge überlegten hin und her… Sie würden so gerne mit all ihren Freunden ein grosses Fest feiern, mitten in der Stadt Baden!
Das kleine Männlein erfüllte den vier Freunden den Wunsch gerne und sie durften in einer lauschigen Beiz auf dem Kirchplatz mitfeiern, ganze 10 Tage und Nächte lang. Es war herrlich!
Als Steinerli wieder zurück im Wald war, erinnerte ihn die goldene Vase ganz oft an das tolle Stadtfest 2012 in der Stadt Baden mit all seinen Freunden.
— Angelika Welti