Letzten Sommer, als ich unsere Tulpen im Garten goss, wollte mir mein kleiner Bruder dabei helfen. Als er mir den Gartenschlauch aus der Hand riss, merkte ich, was er unter helfen verstand, er spritzte blöd mit dem Wasserschlauch in der Gegend herum. Er goss nicht mal die Tulpen, er spritzte einfach das Wasser aufs Gras. Da platzte mir der Kragen und ich riss ihm den Gartenschlauch aus der Hand. Das konnte er natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Also nahm er die grosse Giesskanne und füllte sie bis oben hin auf. Da es sich allerdings um eine Zehn-Liter-Giesskanne handelte, konnte er sie kaum noch hoch heben, also musste er sich etwas anderes einfallen lassen, um mich nass zu spritzen. Er füllte in beide meiner Gummistiefel Wasser und füllte einen Zehntel des Inhaltes der zehn-Liter-Giesskanne in eine Ein-Liter-Giesskanne um. Er schlich sich an mich heran und schüttete das Wasser über meinen Kopf. Ich drehte mich um und zielte mit dem Wasserschlauch auf ihn. Leider traf ich daneben. Er rannte zum Wasserhahn und drehte mir wortwörtlich das Wasser ab. Ich wusste, dass eine Flucht ohne Schuhe zwecklos ist. Darum hüpfte ich in meine Gummistiefel. Das Wasser spritzte meine Hosen nass, aber ich rannte trotzdem los. Mein kleiner Bruder füllte seine kleine Giesskanne auf und wollte mich zuerst verfolgen. Es kam ihm aber eine bessere Idee. Er rannte die Treppe zum dritten Stock hinauf und wartete dort auf mich. Kurze Zeit später kam ich völlig ausser Atem die Treppe hoch. Ich machte eine Verschnaufpause. Das nutzte mein kleiner Bruder aus. Er schüttete sicher einen halben Liter Wasser auf mich und kam runter gerannt. Ich flüchtete erneut. Die Verfolgungsjagd ging etwa noch eine Viertelstunde weiter, bis ich mich dann ins Wohnzimmer retten konnte. Mein kleiner Bruder hatte auch keine Lust mehr mich zu verfolgen. Unsere Mutter zwang mich noch neue Kleider an zu ziehen, danach durften wir aber fernsehen, so nahm der Tag doch noch ein gutes Ende.
— Cornelius